Es war eine denkwürdige Faustball Meisterschaft in Hagen im Jahre 2003. Ambitioniert zwar, aber mit nur wenig Chancen auf eine Medaille reiste das Männer 30 Team 2003 in die Faustballhochburg Hagen zu einer exzellent besetzten Deutschen Meisterschaft. Am Ende überraschte der VfK 1901 alle – die Teams, die zahlreichen Zuschauer und am meisten sich selbst.
Dabei stand VfK-5 um Capitano Kiki eigentlich bereits nach 10 Meisterschaftsminuten mit dem Rücken zur Wand….
Die Vorrundengruppe A der Berliner hatte es in sich. Im Grunde bestand die Gruppe komplett aus Titelfavoriten. Die Berliner Gegner waren gespickt mit Nationalspielern, Welt- und Europameistern und waren zum Teil sogar noch in der 1. Bundesliga aktiv. Lediglich Titelverteidiger und Ausrichter Hagen um Jahrhundertfaustballer Dirk Schachtsiek trat in der Gruppe B an. Die Spiele wurden nach Zeit (2x 10 min) ausgetragen.
Gegen den TV Eibach 03 um Ex-Weltmeister Werner Weghorn lagen die Berliner im Auftaktmatch zu Beginn der 2. Halbzeit mit 6:14 nahezu uneinholbar hinten. Die Meisterschaft schien bereits nach 10 Minuten gelaufen. Doch fortan verwertete Angreifer
Jochen Böttcher die Zuarbeit seiner Teamkameraden immer besser. 9 Punkte in Folge sorgten für die Führung und letztlich für einen furiosen 21:16 Erfolg für den VfK.
Auch gegen TUS RW Koblenz lieferte der VfK eine hochklassige Leistung ab. Gegen das Team von Ex-Nationalspieler Stefan Lebert, dass zeitgleich noch in der 1. Bundesliga Süd aktiv war, reichte dies jedoch nicht. Mit 20:22 musste man sich geschlagen geben.
Nach einer ebenfalls knappen 18:20 Niederlage gegen das zu dieser Zeit erfolgreichste Männer 30 Team, die Altonaer SpVgg um den Ohrstedter Renke Söth und Ex-Hagener Udo Schulz (Deutscher Feldmeister) stand der VfK trotz dreier Topleistungen fast mit leeren Händen da. Ein Sieg gegen das favorisierte Team vom Ahlhorner SV musste her, um die Chance auf die Endrunde am Sonntag zu wahren.
Doch nach anfänglich gutem Start agierten die Hauptstädter nervös. Folgerichtig waren nach 10:15 und 14:17 Rückstand nur zwei Minuten vor Schluss die Hoffnung auf ein Weiterkommen nahezu bei null angekommen.
Drei Bälle für ein Hallelujah
Dann passierte beim Stand von 15:17 das:
Offenbar wollte uns Ahlhorns „Paule“ Neuefeind im Angesicht des Sieges einen „brachialen“ Stoß versetzen. Doch das ging schief. Ganze drei Services hintereineinander schlugen bis zum 18:17 Führungswechsel vorne rechts neben Roland Schubert in Köpfhöhe in der Wand ein. Die Partie war plötzlich wieder offen. Die Niedersachsen erholten sich von dem Schock nicht und Jochen Böttcher fackelte nicht lange, punktete im Anschluss erfolgreich. Mit 22:18 ging die Partie und damit die Qualifikation für die Finalrunde an Berlin.
Holger Bock, damals noch im Bundesliga Team des TSV Hagen aktiv, attestierte der VfK Gruppe anschließend „spannende und schöne Spiele mit drei faustdicken Überraschungen“ und war sich allerdings sicher: „Hagen ist für mich nach der Vorrunde klarer Favorit“. Auch der Ex-Hagener Jan Hoffrichter (damals MTV Diepenau) attestierte nach dem Samstag "schöne und spannende Spiele".
Der VfK hatte sich „wie aus dem Nichts“ für die finale Runde der letzten 6 Teams am Sonntag qualifiziert. Das war jetzt schon ein Riesenerfolg. Ein überraschend deutlicher 24:17 Sieg gegen die SpVgg Weil der Stadt am Sonntagmorgen sorgte für den Halbfinaleinzug.
Denkwürdiges Halbfinale
Die Revanche gegen Vorrundengegner Koblenz sollte für die Berliner denkwürdig werden. In die letzte Spielminute gingen Kiki & Co. mit einem knappen 1-Punkte-Vorsprung. Der schnell ausgeführte Koblenzer Service landete bei Gunnar Hoppe, dem der Ball aus unbedrängter Situation über den Arm rutschte. Während Gunnar am Boden liegend sich wohl bereits die Schuld für ein mögliches Verpassen dieser einmaligen Finalchance gab, geschah folgendes: Oberhalb der Zuschauertribüne, weit außerhalb des Spielfeldes flog der verunglückte Faustball in die dortige Decken-Metall-Konstruktion, prallte von mehreren Stangen ab und - fiel in Höhe der 3-m-Linie in optimaler Zuspielposition zurück in unser Spielfeld. Der nervenstark im Koblenzer Feld verwertete Angriff bedeutete nur wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff die uneinholbare 19:17 Führung. Der Einzug ins Finale war gelungen und Gunnar der große Coup!
Der VfK im Rausch
Im letzten Spiel des Tages kam es vor einer eindrucksvollen Kulisse von rund 400 Zuschauern ebenfalls zur Wiederauflage einer Vorrundenpartie, denn die Altonaer SpVgg hatte zuvor im Halbfinale „Schwergewicht“ und Gastgeber TSV Hagen aus dem Weg geräumt. Dabei hatten die Hamburger offenbar zu viel Kraft gelassen. Die Berliner konnten sich für die klare Finalniederlage in der zurückliegenden Sommersaison mehr als revanchieren. Von Beginn an gaben die Haupstädter den Ton an und wollten sich die Chance auf Gold nicht mehr nehmen lassen. 25:16 hieß es am Ende für den VfK 1901 Berlin.
Auch der damalige Nationalangreifer Niels Pannewig unter den Zuschauern zollte den „VfK-Jungs“ Respekt: „Gerechtfertigter Sieg von VFK Berlin. Die Mannschaft, die am wenigsten Fehler gemacht hat, hat am Ende zurecht gewonnen.“ Faustballkenner und FI-Herausgeber Manfred Lux meinte: "...Nicht nur die Berliner waren über den Titelgewinn überrascht und daher ist die Freude umso größer."
Über die anschließende Meisterfeier fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr viel ein. Außer: wir haben es genossen! :-)
Danach begann für die Männer 30/35 eine Durststrecke zwischen Anspruch und Wirklichkeit und man musste lange auf den nächsten Erfolg warten. 9 Jahre dauerte es, ehe der VfK in der Feldsaison 2012 erneut ganz oben stehen sollte.
Mit Thomas Seewald, Gunnar „Sauer“ Hoppe, Jochen Böttcher, Christian „Kiki“ Müller und Christian „Bruce“ Lee war der größte Teil des Kaders auch 2012 im niedersächsischen Ahlhorn immer noch dabei…..
Bis heute sammelte das Team, dass sich durch den kontinuierlichen Zuwachs von „Jungsenioren“ wie Sascha „Icke“ Ball,
Roland Michaels,
Sascha Krause,
Tobias Andres und zuletzt Jascha Ohlrich immer wieder verstärkte, 10 der insgesamt 13 VfK-Titel für den VfK in dieser Altersklasse. Jochen Böttcher und Christian „Bruce“ Lee waren bei allen 10 Titeln dabei.
Das aktuelle M35-Team:
Credit:
Danke an den TSV Hagen, der mit einem tollen Meisterschaftsheft zum Abschluss der Veranstaltung, dafür gesorgt hat, dass alles fundiert und von mir nicht nur in der Erinnerung recherchiert werden musste.