2019 ist VfK-Senior Kiki Jubiliar -Kiki war Trainer, Mentor, er ist "der Mafü" - vor allem aber als Freund einer der längsten Weggefährten für mich. Wir haben sportlich zusammen wohl alle Gefühlslagen durchlebt, Siege erkämpft und Niederlagen überstanden, Meisterschaften gespielt, Meisterschaften besucht und wir haben gelacht und gefeiert.
25 Jahre ist er nun in allein schon seiner 2. Karriere, in der Männer 30/35 Klasse aktiv. Grund genug kurz vor Saisonbeginn einen Blick auf den Spieler und Menschen Christian Müller zu werfen und vor allem zu hören, was er selbst über sich und seine Weggefährten zu erzählen hat.
Bruce: Hallo Kiki, mit 55 Jahren gehörst du zwar noch nicht zu den ganz alten im Verein, aber man kann dich ganz getrost als VfK-Urgestein bezeichnen. Wie lang bist du dem VfK schon treu?
Kiki: Meine Faustballwurzeln liegen ja beim TSV Staaken. In der Jugendzeit haben wir etliche spannende Duelle mit dem VfK ausgetragen. Nach etlichen Bemühungen des VfK mich zu einem Vereinswechsel zu bewegen (Ich könnte 1. Liga spielen) bin ich dem Ruf dann in den frühen 80er Jahren gefolgt. Ich wollte sehen, ob ich das Zeug zum Bundesligaspieler habe. Inzwischen sind es über 30 Jahre, die ich schon im VfK 1901 bin und habe keine Minute davon bereut.
Bruce: Zum Faustballsport hat es dich immer wieder gezogen in all den Jahren. Auch wenn du in der Nachbetrachtung nicht zu den ganz großen Faustballathleten auf internationaler Ebene zählst, so hast du es dank deines Durchhaltevermögens nicht nur auf zahlreiche Erstliga-Partien gebracht, sondern bist vermutlich der Spieler mit den meisten 2.-Liga-Einsätzen in ganz Deutschland. Zudem dürftest du mit unserem Jochen Böttcher zu den derzeit ältesten Bundesliga-Akteuren überhaupt zählen. Ist das was, worauf du stolz bis?
Kiki: Auf meine Faustballkarriere bin ich schon sehr stolz. Als Jugendlicher habe ich 5 Länderspiele für Deutschland gemacht und war in den letzten beiden Partien sogar der Kapitän der Mannschaft. Das es nicht zur ganz großen internationalen Laufbahn geführt hat, lag auch daran, dass wir damals immer eine Fahrstuhlmannschaft waren, die es nicht kontinuierlich geschafft hat in der 1. Bundesliga Nord zu spielen. Wir waren zwischendurch irgendwie die Unaufsteigbaren, obwohl wir unsere 2. Bundesligastaffel immer beherrscht haben. Meine beste Saison habe ich wohl im Sommer 1992 gespielt, denn ich erhielt eine Einladung zum A-Kader und durfte an zwei Lehrgängen zur Bildung des Teams für die WM 1992 in Chile teilnehmen. Ich habe es zwar nicht geschafft zu den 10 Spielern zu gehören, die dann in Chile den Titel holten aber ich war ganz nah dran gewesen. Aber die erfolgreichen Jahre sollten ja noch danach kommen. Über 30 Jahre Bundesligafaustball waren aber auch nur möglich weil ich von schweren Verletzungen verschont geblieben bin.
Bruce: Jungbrunnen Faustball oder doch eher die Familie? Was macht die Faszination einer noch immer so unpopulären Sportart wie Faustball überhaupt aus?
Kiki: Faustball und Familie sind der Jungbrunnen. Ich bin quasi auf dem Faustballplatz aufgewachsen. Meine Eltern haben im TSV Staaken Faustball gespielt. Ich war Mittwochs mit auf dem Trainingsplatz und am Wochenende in irgendeiner Sporthalle oder auf einem Faustballplatz. Und so war es fast logisch, dass ich beim Beginn des Nachwuchsfaustballs im TSV Staaken dabei war. Wie jeder, wollte ich im Angriff spielen, war dafür aber zu klein. Da ich aber Ballgefühl hatte und durch jahrelanges Zuschauen Spielsituationen lesen konnte, war die Mittelposition für mich ideal. Ich habe dann auch meine heutige Frau Andrea auf dem Faustballplatz kennengelernt und auch unsere Familie war in der Woche und am Wochenende auf den Faustballplätzen unterwegs. Die Faustballer sind eine große Familie und die Spieltage oder auch die Turniere sind immer ein Treffen mit alten Bekannten. Und das macht den Faustballsport auch für mich aus. Man fühlt sich einfach wohl und daraus zieht man Kraft aber ohne die Unterstützung der Familie wäre so lange Bundesligafaustball für uns beide nicht möglich gewesen.
Bruce: Du hast dieses Jahr 25-Jahre „Altersklasse Männer 30/ Männer 35“. Was ist das besondere an der besonderen VfK-Altersklassen-Tradition?
Kiki: Das liegt wohl in erster Linie an den Menschen, die dort zusammenspielen. Es macht einfach riesigen Spaß mit Euch. In den 25 Jahren Altersklasse haben sich unsere Mannschaften immer wieder verändert. Mit Jochen habe ich dabei die meisten Jahre zusammengespielt. Dann folgen Gunnar und Du Bruce. Nach unserem Vizemeistertitel in der Sömmeringhalle 1999, bei der wohl immer noch am besten ausgerichteten Senioren-DM, mussten wir bis zum Sommer 2002 auf die nächste Medaille warten. Den ersten Titel holten wir dann in der Halle 2003 in Hagen. Das war eine legendäre Meisterschaft, die mir immer unvergessen bleiben wird. Und dann hatten wir eine tierisch lange Durststrecke. Zählten immer zu den Mitfavoriten, aber schafften es nicht unser Potenzial auf den Platz zu bringen. Das hätte schon dazu führen könne, dass die Mannschaft mal auseinanderfällt. Das es nicht dazu gekommen ist, lag aber auch daran, dass wir immer Lust hatten Zeit miteinander auf dem Faustballplatz zu verbringen. Und dann kam unsere Reise nach Brasilien zur Senioren-WM in Pomerode. Ich glaube dieses Event hat uns nochmal so richtig Lust auf Faustball gemacht und ab dem Sommer 2012, mit dann auch aufgefrischten Kader waren wir vom Siegertreppchen ja nicht mehr zu verdrängen. Und auch wenn ich ja der „ Oldie“ in unserer 35er bin, so fühle ich mich immer wohl. Ich muss heute nicht mehr jedes Spiel machen und stehe auch gerne mal am Spielfeldrand, obwohl das manchmal mehr Nerven kostet als im Feld zu stehen.
Bruce: Am Mafü (Mannschaftsführer) bleibt immer wieder viel hängen, nicht nur auf dem Platz. Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen. Immer wieder sind dein Organisationstalent, deine Reden und Worte sowie deine „gefürchteten“ Riesenglückwunschkarten gefragt. Ist das etwas, was für dich „zum Job“ gehört oder machst du das einfach gerne?
Kiki: Ich mache das sehr gerne, nicht weil ich mich gerne reden höre, sondern weil mir das irgendwie liegt und ich Spaß daran habe, mir etwas für meine Mannschaftskameraden einfallen zu lassen, was etwas außergewöhnlich ist. Ich organisiere gerne
Bruce: Was sind so die schönsten sportlichen Erfolge an die du zurückdenkst?
Kiki: Ich kann mich noch an meinen ersten Pokalgewinn in der Schülerklasse bei einem Turnier der SF Saatwinkel erinnern und an den ersten Berliner Meistertitel mit der Schülermannschaft des TSV Staaken. Dann natürlich meine Länderspiele in der heutigen U18. Damals spielten wir nur gegen Österreich, denn andre Nationen hatten noch keine U18 Auswahlmannschaften. Der erste Aufstieg in die 1. Bundesliga mit dem VfK war natürlich auch ein Highlight, genauso wie meine Teilnahme am A-Kader-Lehrgang der Nationalmannschaft. So richtig mit Titeln ging es dann aber erst in der Altersklasse los. Nach dem ersten Titel 2003 in der Halle in Hagen, wo wir fast schon ausgeschieden waren, hatte ich nicht gedacht, dass ich bis zum nächsten Titel 9 Jahre warten muss. Die bisherigen 10 Altersklassentitel bei denen ich dabei war, hatte alle etwas besonderes aber am schönsten war der Sieg im Endspiel 2014 in Bardowick gegen unseren Dauerrivalen TSV Hagen mit Dirk Schachtsiek. Als ganz spezielle Ereignisse meiner Faustballkarriere werden meine beiden Reisen zu den Senioren-Weltmeisterschaften nach Südamerika im Gedächtnis bleiben. Brasilien 2012 mit all den Highlights die wir dort als Mannschaft und unseren Fans erlebt haben und dann auch der Weltmeistertitel in Chile 2015, den wir in einer Spielgemeinschaft mit dem ETV Hamburg und Bayer Leverkusen in der 45er holten. Jetzt möchte ich noch zwei Titel in der 35 mitgewinnen, damit wir in der Altersklassenrangliste auf Platz 1 erscheinen.
Bruce: Als Funktionär bist du allerdings bisher nicht allzu oft in Erscheinung getreten. Zwar übst du seit Jahren das Amt als Mitglied des Beschwerdeausschusses im VfK aus, aber so richtig in den Vordergrund hast du dich nie gedrängt. Warum eigentlich nicht? Bist du nicht mit deinem betriebswirtschaftlichen Background geradezu prädestiniert für das Präsidentenamt im Verein?
Kiki: Als erstes muss ich dazu sagen, dass wir ja mit Gunnar einen Präsidenten der Extraklasse haben und als zweites fühle ich mich in der zweiten Reihe ganz wohl, Ich übernehme gerne Verantwortung als MaFü und Organisator für Reisen oder auch die großen Events im VfK, aber ich möchte auch noch ein Leben neben dem Faustballplatz und dem Verein führen und meine gewonnen Freizeit mit Andrea verbringen.
Bruce: Du blickst auf eine sehr, sehr, lange Faustballkarriere zurück. Kannst du dich an alle deine Mitspieler im VfK namentlich erinnern (Männerbereich, wenn du willst auch Jugend)? Zähl doch mal auf!
Das sind sicher mehr als 100
TSV Staaken
Thomas Baltroweit, Dieter Ristau, Frank Byczynski (Butze), Uwe Springer, Frank Nitschke, Christian Stanke, Dirk Pose, Torsten Rosenke, Frank und Martin Jerusalem, Ralf Stehning und noch etliche mehr
VFK 1.und 2.Bundesliga, Verbandsliga
Jochen Böttcher, Dietmar Stein, Roland Schubert, Wolfgang Tank, Peter Noss, Thomas Friedrich, Ralf Koester, Christian Förster, Andreas Haffke, Torsten Rosenke, Wolfgang Rüße, Christian „Bruce“ Lee, Bernd Kopplin, Jürgen Ohlrich, Bernd Geißler, Bernd Ledwig, HG Zitterich, Christian „Power“ Kadgien, Gunnar Hoppe, Michael Menz, Wolfgang Thalheim, Andreas Meyer, Lauritz Schubert, Ismaeil Torkaman, Robert Thalheim, Rodger Wagner, Markus Niedenhoff, Florian Lietz, Mario „Hansch“ Birkenbach, Sebastian Kögel, Manuel Kögel, Daniel Hlebaroff, Lorenz Wieshammer, Frank Nuszkoswski, Burghard Bernardo und sier noch einige mehr
VFK Altersklasse
Jochen Böttcher, Christian Förster, Roland Schubert, Dietmar Stein, Peter Noss, Thomas Seewald, Thomas Friedrich, Andreas Hoffmann, Christian „Bruce“ Lee, Gunnar Hoppe, Sascha „Icke“ Ball, Roland Michaels, Sascha Krause, Jirka Krause, Tobias Andres, Mario „Hansch“ Birkenbach, Olaf Neuenfeld, Thorsten Holst, Uwe Schneider, Schmidti, Kai Baumann, Michael Menz, Carsten Blum
Mehr fallen mir erstmal nicht ein
Bruce: Und was machst du, wenn du nicht mehr Faustball spielst?
Kiki: Ich habe noch etwas Lust auf Faustball, solange es die Knochen hergeben. Als kurzfristiges Ziel gelten die nächsten drei Jahren, denn ich möchte eine 35er Meisterschaft mit unserem Weltmeister Lukas Schubert spielen. Sollte dann wirklich mal Schluss sein, dann werde ich mit Sicherheit das ein oder andere Mal als Zuschauer auf dem Faustballplatz erscheinen und am Spielfeldrand kluge Kommentare abgeben. Ansonsten werde ich die dann freien Wochenenden mit Andrea und vielleicht ein oder zwei Enkelkindern verbringen und mir die Welt anschauen.
Bruce: Vielen Dank für deine Zeit, Kiki!