Die Gefühlswelt vor der Deutschen Meisterschaft glich einer Berg- und Talfahrt. Erst mussten wir die verletzungsbedingten Ausfälle von Franzi und Birgit wegstecken. Dann kam die frohe Botschaft von Ullis Schwangerschaft, was aber unsere Angriffsreihe auf null Personen schrumpfen ließ. Als schon der Rückzug im Raum stand, erhielten wir Hilfe aus dem hohen Norden. Diana Freiknecht vom Güstrower SC sagte spontan zu, bei uns zu spielen – so machten sich mit Irina, Susi, Kathrin, Diana und Bianca immerhin 5 Spielerinnen auf den Weg zur DM. Und somit war wenigstens eine Sache schon vorher klar: für unsere Betreuer Ulli, Jessi und Frank sollte die Startaufstellung keine Kopfzerbrechen bereiten.
Der Samstag
Da fährt man tief nach Baden-Württemberg nach Waghäusel um gegen wen zu spielen? Genau – gegen unsere guten alten Bekannten der SG Bademeusel aus Brandenburg. Nachdem wir uns in der für uns neuen Aufstellung sortiert hatten, gelang ein recht guter Start. Nach dem gewonnenen ersten Satz kehrte Ruhe ein; vielleicht zu viel Ruhe. Trotz mehrerer Satzführungen brachten wir die entscheidenden Bälle nicht unter und verloren das erste Spiel mit 1:2 (11:8, 10:12, 9:11). Das zweite Spiel ging gegen einen der Titelfavoriten TSV Bardowick. Hier konnten wir zwar gut dagegenhalten, verloren letztlich aber doch glatt mit 0:2 (8:11, 9:11).
Somit war eigentlich klar, dass uns nach den beiden Auftaktniederlagen nur noch zwei Siege aus den letzten beiden verbleibenden Partien in die Hauptrunde retten würden.
Im dritten Spiel erwartete uns unser Bundesliga-Konkurrent vom SV Düdenbüttel. Im ersten Satz wurden wir regelrecht überfahren. Dann siegte wohl der Mut der Verzweiflung, wir kämpften um jeden Ball, der die Chance aufs Weiterkommen am Leben erhielt. Mit viel Einsatz drehten wir das Spiel und hatten mit 2:1 (6:11, 15:13, 12:10) den ersten Sieg in der Tasche. Jetzt musste das Spiel gegen den SV Tannheim über Wohl und Wehe entscheiden. Auf dem Feld hatten wir noch nie gegen die Schwäbinnen gespielt, daher war der erste Satz eher von Abtasten und geprägt – mit dem besseren Ende für Tannheim. Im zweiten Satz schienen wir den Schlüssel zum Spiel gefunden zu haben. Erneut musste der dritte Satz entschieden. Ob uns hier die Nerven einen Streich spielten oder wir uns aufgrund des deutlich gewonnenen ersten Satzes zu sicher waren? Wir schenkten Tannheim durch zu viele sogenannte unforced errors den dritten Satz (11:13, 11:3, 7:11) und damit auch den Einzug in die Hauptrunde, die Tannheim als Gruppendritter erreichte, während wir als Gruppenvierter ausschieden.
Der Sonntag
Frühstück um 7 Uhr, grauer Himmel, so kalt, dass man seinen eigenen Atem sieht, und klatschnasser Boden: „Strafe fürs Ausscheiden muss sein“ wurde zu einem Bild.
Bei diesen Verhältnissen zeigte sich, dass Dianas Schlaghärte gold wert ist. Denn aus den Bällen, die wir in der Abwehr holten und aufbauten, punktete sie souverän, sodass uns ein ungefährdeter 2:0-Sieg (11:5, 11:6) über den MTSV Wangersen in das „Finale der Ausgeschiedenen“, also das Spiel um Platz 7 katapultierte.
Hier schloss sich der Kreis dieses Wochenendes. Denn es wartete erneut die SG Bademeusel auf uns. Wir gewannen wie schon am Samstag den ersten Satz. Aber es wäre ja kein echtes Spiel gegen Bademeusel, wenn wir nicht die volle Distanz ausspielen würden. Also hätte man schon fast wetten können, dass wir den 2. Satz verlieren – so war es dann auch. Im entscheidenden dritten Satz hatten wir dann aber im Gegensatz zum Samstag das bessere Ende für uns (11:7, 8:11, 11:7) und durften uns zumindest das kleine Krönchen der Trostrunde aufsetzen.
Der Sonntag tröstete ein bisschen darüber hinweg, dass wir am Samstag durch Unkonzentriertheiten eine bessere Platzierung verspielt haben. Aber wenn man am Ende „Deutscher Meister wird nur der VfK“ singen kann, fährt man doch lächelnd nach Hause.